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Ich stimme zu
Ich blinzelte und räkelte mich. Hase schlief noch. Wohin waren wir dieses Mal mit unserer Mitbewohnerin gereist?
„Velkommen til København! – Willkommen in Kopenhagen!“ ertönte es plötzlich aus den Kabinenlautsprechern. Sofort war ich hellwach.
„Haaase! Munter werden, wir sind auf Reisen!“ Mit diesen Worten schüttelte ich meinen Freund, der neben mir im Koffer lag. Langsam öffnete er seine Augen und begann zu begreifen, wo er sich befand.
Schnell verschwanden wir im Bad zur Katzenwäsche und rannten dann an Deck. Gerade legte unser kleines Schiff, die Ocean Majesty, an den Landungsbrücken an. Ob die Hafenkante in dieser Stadt so hieß, wussten wir nicht, aber in Hamburg ist es so.
Die Sonne strahlte nicht wie gewohnt am Himmel, aber es war schon hell genug, dass wir die Männer arbeiten sehen konnten. Erst warfen sie ein paar Taue zu den Kollegen an Land und ließen dann die Gangway runter. „Hase, hiergeblieben!“, rief ich. „Wir wollen Kopenhagen zusammen mit Brina und unserer Mitbewohnerin erkunden!“ Blitzartig blieb er an der Treppe stehen, drehte sich nach mir um und hob den rechten Daumen nach oben. Super! Hase hatte verstanden.
Das Frühstück ging schnell vorbei und wir machten uns fertig, um die Stadt zu erkunden. Wisst ihr überhaupt, dass wir in einem anderen Land waren? Kopenhagen liegt in Dänemark und dort sprechen die Einwohner dänisch. Aber weil es so nah an Deutschland liegt, können viele der Menschen dort unsere Sprache. Mit diesen Informationen hüpften wir die Treppenstufen der Gangway herunter. Schon fühlten wir uns zu Hause. Warum nur? Brina hatte einen neuen Fotoapparat und es machte dauernd das gewohnte „klick, klick“. Sie fotografierte das Schiff im Stehen, auf dem Boden liegend und aus verschiedenen Positionen. Hase war gut aufgelegt und rief mir zu: „Igel komm, wir laufen schon voraus! Mit deinen kurzen Beinchen sind wir eh langsamer als die Großen und wir können mehr vom Hafen sehen!“ Gesagt, getan. Wir liefen vom Ankerplatz Richtung Stadt. Es war kalt und feucht, aber Hases Rufe: „Sieh‘ hier! Sieh‘ da!“ und „Sieh‘ dort!“ lenkte mich von dem scheußlichen Wetter ab.
Bald sahen wir viele Leute, die am Wasserrand standen, fotografierten und mit ihren Handys kurze Filme machten. Was da nur der Grund war? Mit dem Vorteil, dass wir kleiner sind als die Menschen, drängelten wir uns zwischen ihren Beinen hindurch. Dann sahen wir sie – eine Meerjungfrau. Nein, keine echte, sondern eine aus Metall. Sie war ungefähr 3 Mal so groß wie ich und saß mitten auf einem Steinhaufen im Wasser - ganz oben drauf.
Wir lernten von den Umherstehenden, dass die ‚Kleine Meerjungfrau‘ ihr Vorbild in dem gleichnamigen Märchen des dänischen Dichters Hans Christian Andersen hat. So wurde sie bestimmt auch bekannt. Leider konnten wir nicht alles verstehen, weil die Leute aus verschiedenen Ländern kamen und sich in unterschiedlichen Sprachen unterhielten.
Mittlerweile waren Brina und unsere Mitbewohnerin auch nachgekommen. Sie sahen natürlich die Menschenmassen und verfrachteten uns sicherheitshalber schnell in den Buxbüdel. Eine kurze Pause und schon gingen sie weiter. Durch einen Park kamen wir ans Kastell von Kopenhagen. Das Kastellet, wie es richtig heißt, ist eine sternförmig angelegte Festungsanlage aus dem 17. Jahrhundert. Heute beherbergt es ein Museum und regelmäßig gibt es Gratiskonzerte und Aufführungen. Bei unserem Besuch gab es keine Veranstaltung, so konnten wir alles in Ruhe betrachten.
Nur wenige Schritte weiter sahen wir die Frederiks Kirke Evangelische Kirche aus dem 18. Jahrhundert. Dieses Gotteshaus hat die größte Kuppel Skandinaviens. In ihr fand gerade eine Hochzeit statt. Viele Gäste und Besucher ließen das Paar hochleben. Das war ein Ereignis! So viele freudig-dreinschauende Menschen hatten wir noch nie gesehen.
Gleich gegenüber wollten wir die dänische Königsfamilie besuchen. Im Schloss Amalienborg wohnt sie im Winter. Aber nein, wir durften nicht aus unserem Beutel. So konnten wir von dort den Wachwechsel miterleben. Dieser Wachwechsel der Leibgarde, die die Leute beschützen sollen, wird nur durchgeführt, wenn die Königin Margarethe II. daheim ist. Der für uns riesige Palastkomplex wurde im 18. Jahrhundert im Rokokostil erbaut, also in „unserer“ Zeit, als wir in der Buxtehuder Heide unterwegs waren. Der große Platz wird zu Aufmärschen und Vorführungen der königlichen Garde genutzt und in einem Teil des Baues befindet sich ein Museum.
Nun waren wir schon lange unterwegs und der Himmel fing an zu weinen. Deshalb beeilten wir uns wieder auf unser Schiff zu kommen. Vorbei an der schönen Königsyacht Dannebrog, die im Wasser lag, flitzten wir, sicher im Büdel, zur Anlegestelle.
Geschafft und freudig waren wir wieder an Bord unserer „OMY“, wie wir die kleine, weiße Lady liebevoll nennen und das Abenteuer ging nach einer kleinen Pause weiter. Wir begannen unsere Umgebung zu erkunden.
Als Erstes besuchten wir Kapitän Giannis Papangelis an seinem Arbeitsplatz. Die Chefin der Reederei Hansa Touristik, Frau Kilian, war auch dort. Ach, wie die Beiden sich gefreut haben uns zu sehen. Sie nahmen uns auf den Arm, kuschelten und erzählten uns von der Seefahrt.
Hase sprang erst einmal auf den Sessel des Kapitäns. Zum ersten Mal waren wir auf der Brücke eines Kreuzfahrtschiffes. Doch woher kommt nun schon wieder dieser Name? Eine Brücke so wie ihr sie kennt überspannt einen Fluss, ein Tal oder eine Straße. Die Brücke eines Schiffes geht über die gesamte Breite. So hat der Kapitän stets freie Sicht und muss nicht ständig Treppe runter und rauf oder von Steuerbord nach Backbord wechseln. Wir schauten uns um und dachten an die drehenden Bretter. Ihr erinnert Euch? Wir hatten schon einmal gelernt, dass sie das Fernrohr des Kapitäns sind. So ein Fernrohr hatte Hase schnell entdeckt. Er schaute hindurch und war enttäuscht, denn es war ein ganz normales Weitschauglas. Damit konnte man nicht im Kreis sehen…
Wir fragten nach: „Kapitän, wie kannst Du durch die drehenden Bretter schauen?“ „Drehende Bretter?“, fragte er. Hase erklärte, dass er es wohl als Radar kenne. Kapitän Giannis Papangelis zeigte Hase einen Bildschirm mit einer kleinen Tastatur. „Wenn sich die Bretter, wie ihr sie nennt, wieder drehen, kann ich hier alles sehen – andere Schiffe, Küstenlinien, Hindernisse und vieles mehr.“
Während die Beiden noch ihre Erfahrungen austauschten, hatte auch ich einen Fernseher mit Tastatur gefunden. „Wofür brauchst Du denn Google-Maps?“, rief ich ihnen zu. Fragende Blicke trafen mich. Hase und der Kapitän kamen herüber. „Das sind elektronische Seekarten.“, erklärte er. Diese hätten nichts mit Google zu tun. Hier wird der Weg der Reise geplant und überwacht.
Während ich noch interessiert simulierte, war Hase schon weiter. „Guckt mal, ein Lenkrad, wie im Auto unserer Mitbewohner!“, rief er uns zu. „Das ist das Ruder.“, korrigierte Kapitän Papangelis. Ok – in der Theorie kannten wir schon vieles, doch es real zu sehen, war richtig spannend.
Dann durften wir noch zur Schiffsglocke, die Seile und Ketten ansehen, an die sonst keiner darf.
Mir viel erst jetzt auf, dass Frau Kilian die ganz Zeit am Schmunzeln war. Als wir die Brücke verließen, hörten wir den Kapitän tief Luft holen. Märchenfiguren im Chefzimmer waren dann wohl doch anstrengend.
Wir verabschiedeten uns von unseren beiden neuen Freunden und fanden uns bald in der Lounge wieder. Die Lounge ist ein schöner großer Raum mit Sesseln. Dort kann man es sich bequem machen, Musik hören oder etwas trinken. Natürlich entdeckte ich sofort das Klavier und das Schaltpult mit den vielen Knöpfen. „Hase, da steht ein Klavier! Wollen wir den Leuten ein Ständchen bringen?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, setzten wir uns an die weißen und schwarzen Tasten und drückten sie im Takt zu „Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön…“. Später wurde Hase mutiger. Er nahm das Mikrofon und trällerte ein paar schöne Weisen und ich spielte dazu auf dem Piano. Den Gästen gefiel unser Beitrag und sie klatschten tosenden Beifall und „Hurra! Hurra!“ ertönte mehrfach im Saal.
Nach einer kleinen Pause, Hase war immer noch ganz aufgeregt, rannte er die Treppen hinauf und rutschte am Geländer hinab. „Hui, macht das Spaß! Das ist besser als die Rutsche auf dem Spielplatz! „Hui, hui“, sauste er zum nächsten Deck, hüpfte dann die Treppen wieder hoch und rutschte noch einmal. Offensichtlich hatte Hase an diesem Blödsinn Gefallen gefunden. Ich drängelte, weiter zu gehen. Mit trauriger Mine gab er nach.
So kamen wir irgendwann in ein Theater. Auf der Bühne stand zwar niemand, aber wir dachten, wir wären in einem Spiegelkabinett. Wir sehen uns viele Male. Dabei sah ich einen Schaltraum. Das war nun meine Welt. Technik begeisterte mich schon immer und ich inspizierte gleich die Anlagen. Alles war natürlich in Ordnung und wir erkundeten dieses Deck weiter.
Im Nachbarraum, in dem große Sofas und Sessel standen, saßen 2 Männer und hatten dicke stinkende Zigarren in den Händen. Wir hockten uns auch auf das Kanapee und lasen erst einmal die Getränkekarte und die Zeitung. Nach einer Weile bot mir der Ältere eine Banane an, die ich dankend nahm. Hm, hatte die geschmeckt! Aber Hase wollte, statt ein Stück Obst zu naschen, unbedingt die Zigarre probieren. „Hase nein, mach das nicht!“ schrie ich, aber zu spät! „Ih, pfui, igitt!“ rief er, schüttelte seine Ohren und wurde ganz grün im Gesicht. Ganz offensichtlich hat sie ihm nicht geschmeckt und ihm war übel geworden.
‚Richtig so‘, dachte ich, es wird ihm sicher eine Lehre gewesen sein. Frische Luft soll bei Übelkeit helfen. So liefen wir schnell an Deck, auf dem das Schwimmbecken war. Langohr erholte sich schnell und auch seine Gesichtsfarbe änderte sich wieder. Ach Hase, was machst du nur für Sachen!
Kaum, dass es meinem Freund wieder gut ging, meinte er, er müsse am Pool klettern gehen. Das war natürlich eine schlechte Idee. Anke, die auf dem Schiff arbeitete, hatte uns beobachtet und sah, dass Hase fast ins Wasser fiel. Eine Standpauke war vorprogrammiert. Unsere Mitbewohnerin hatte ebenfalls ein Auge auf uns und zur Strafe für die Zigarre und das Spielen am Pool mussten wir in die Kabine.
Mich störte das nicht wirklich, denn meine kurzen Beinchen taten schon mächtig weh und ich konnte mich ausruhen. Hase sah zwar nicht wirklich seine Strafe ein, aber fand sich nach kurzem meckern, welches einem Ziegen-meckern glich, damit ab.
Es dauerte nicht lange und Brina und Anett kamen zurück. „Auf, auf! Macht euch schick, wir gehen zum Schokoladenbuffet!“
Oh, so schnell hatte man Hase an diesem Tag noch nicht gesehen und er stand frisch gekämmt mit seiner sauberen Hose an der Tür und wartete auf uns. Dann war es soweit. Im Restaurant schien alles aus Schokolade zu sein. Wie toll das alles aussah! Der Schokoladenbrunnen, die Pralinen und Kuchen wären sicher was für meine Frau gewesen, aber auch für uns. Unser Schiff, die Ocean Majesty, war aus Schoki nachgebaut und ein Delfin aus Eis sprang durch den Raum. Dann fiel unser Blick auf die nachgebaute Tower Bridge - ihr wisst noch, das Original hatten wir schon in London gesehen. Und da! Eine Riesenschokoladentafel für Hase.
Überall naschten wir, probierten von dem und dem. Alles war saulecker. Die anderen Gäste waren ebenfalls begeistert und applaudierten für die großartige Arbeit der Erbauer. …Flux ging der Abend und das Schlemmen zu Ende und wir gingen in unser „Kofferbett“ schlafen. Eines könnt ihr glauben, an diesem Abend brauchten wir kein Betthupferl mehr…
Am nächsten Morgen wurden wir gerade wach, als wir in den Nord-Ostsee-Kanal einfuhren. Die Lichter der Schleuse leuchteten im Nebel heller als die Sterne am Himmel und wir schauten aus dem Fenster. Der NOK, wie diese Wasserstraße auch genannt wird, verbindet seit 1948 die Nordsee mit der Ostsee. Er ist ein künstlich erschaffener Kanal, etwa 100 Kilometer lang und viele Schiffe kommen schneller an ihr Ziel. So auch wir.
Wir machten uns fertig und an Deck kontrollierte Hase den Zustand des Schiffes – die Seile, die Rettungsringe, Rettungsinseln und die Türen. Er befand, dass alles in Ordnung sei und so trafen wir uns mit den Großen zum Frühstück auf dem Außendeck.
„Mein lieber Hase, was hast du mit deinem Arm gemacht? Hast du dich verletzt?“ Ganz entsetzt saß Nicole neben uns. Hase schaute sein Ärmchen an. „Ach Nicole, nein, ich habe mir nichts getan. Ich glaube, bei meinem Streifzug über das Schiff bin ich nur irgendwo schmutzig geworden. Da werde ich gleich ins Bad verschwinden und mein Fell waschen.“ Sofort sprang Hase auf und hüpfte in die Kabine. Im Bad gab es verschiedene Fläschchen und Seifen. Er probierte alles aus. Und tatsächlich kam er nach einer ganzen Weile sauber und ganz gut riechend zurück zu uns.
Inzwischen kamen ein paar Sonnenstrahlen hervor und wärmte alle auf. Die Stimmung war toll. Oliver fütterte uns mit seinem Omelette, Brina brachte Kaffee und unsere Mitbewohnerin machte Fotos. So soll es sein, wenn wir unterwegs sind.
Das Wetter wurde immer schöner und die Sonne strahlte endlich glänzend vom Himmel. Wir spielten auf dem oberen Deck mit Oliver und Brina verstecken. Am Schornstein hatte uns keiner vermutet und wir schauten den drehenden Brettern zu. Es dauerte eine Zeit, bis uns unsere Mitbewohnerin fand und sie brachte uns gleich zum Pool.
Dort hatten sich viele der Gäste und Teile der Crew eingefunden. Die Schiffsbesatzung wurde zu einem Chanty Chor, also einem Chor, der Seemannslieder singt. Dann ging es los. Alle sangen, schunkelten und tanzten mit Anke, Helga, Franziska, Alex und den anderen frohgelaunt zu den schönen maritimen Weisen und wir mittendrin. „Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön…“, „An der Nordseeküste…“, „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern…“ und so weiter.
Die Gesangsstunde ging vorbei und wir ruhten uns erst einmal aus. Der Rettungsring war dazu wenig geeignet, also legten wir uns auf die Liegen in die Sonne. Hach, war das schön! Wer nun denkt, dass wir den ganzen Nachmittag dortbleiben durften - vergesst es! Es war Kaffeezeit und die Möhrchen-Hasentorte wartete auf uns. Wir ließen uns ein Stück geben und schlemmten genüsslich.
„Igel“, sagte Hase, „wollen wir mal deine Frau über Skype anrufen? Sie wird bestimmt Sehnsucht haben und wissen wollen, wie es uns geht.“ Ich war natürlich einverstanden und wir schlenderten langsam in die Bibliothek. Dort gab es viele Bücher und mit einem Laptop konnten wir mit meiner Frau chatten. Sie hatte ihre Arbeit, nämlich Pflaumenmus zu kochen, unterbrochen und freute sich über unseren Anruf. Ihr fiel auf, dass wir in der gemütlichen Bücherei saßen und fragte, ob wir denn Brina‘s Wellengeflüster-Bücher schon gesehen hätten. Ehrlich, wir hatten noch nicht nachgesehen, denn auch auf einem kleinen Schiff gibt es viel zu sehen und zu entdecken. Wir holten dies freilich gleich nach, aber die Bücher fanden wir nicht.
Der Tag ging ruhig zu Ende und die Nacht verging tief schlafend sehr schnell. Die letzten Stunden an Bord waren angebrochen und wir fuhren Richtung Bremerhaven. Bald kam ein Schlepperkind, ihr kennt doch noch die Schlepperfamilie vom Hafengeburtstag und nahm uns an die Leine, um sicher anlegen zu können.
Schade! Damit waren die schönen Stunden auf der Ocean Majesty vorbei. Im Terminal Kolumbuskaje suchten wir unseren Koffer und machten uns mit Nicole, Brina, Oliver, Netti und den anderen auf den Weg nach Hause.