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Kleider für die Schlingel

Hase und Igel neue Kleider_4

Und, was macht Ihr so in der Nacht? Unsereins schläft oder träumt von Abenteuern…

Gerade genoss ich noch die letzten Bilder, da ging die Tür auf. Zack - Ende des Traumes. Ich hoffte, irgendwann kommt die Fortsetzung.
Ganz vorsichtig blinzelte ich mit einem Auge, und was soll ich Euch sagen, ich wurde schon wieder angelächelt. Dieses Lächeln kannte ich vom Vortag und es endete für den Hasen tropfend auf der Wäscheleine.
Ich dachte: 'Siehst‘ du nix, passiert dir nix!' und ich beschloss, meine Augen auf jeden Fall zu zulassen. Glücklicherweise hatte Hase nichts mitbekommen. Er schlief noch tief und fest. Ich blieb regungslos liegen.

Es dauerte nicht lange und unsere Mitbewohnerin holte einen riesigen Tisch ins Zimmer. Papier und Zeichenstifte kamen dazu. Eine Schere, viele Nadeln, weiße Kreide und ein Maßband ergänzten das Zubehör. Und immer wieder ein Blick auf uns, mit diesem Lächeln auf den Lippen. 'Du schläfst Igel - Du schläfst!', dachte ich schon ganz verzweifelt und kniff meine Augen fest zu.
Dann kam sie, unsere Mitbewohnerin. Ich blinzelte nochmals zum Hasen und dann zu ihr, gerade noch rechtzeitig und doch schon zu spät. "Auaaa!" Ich wurde an der Nase gepackt, auf den Tisch gesetzt, wurde gedreht und gewendet, auf den Kopf gestellt und es wurde an mir herum gemessen. Dann malte sie etwas auf das Papier, ich wurde wieder gemessen und wieder malte sie… Nach einer gefühlten Ewigkeit durfte ich aufs Sofa. ‚Was sollte das denn werden?‘, schoss es mir durch meine Stacheln. ‚Ist die Prozedur jetzt überstanden?‘ Verstehen konnte ich das nicht, glauben erst recht nicht, denn die Nadeln waren noch nicht zum Einsatz gekommen.

So gingen meine Gedanken weiter, während ich gebannt zum Tisch sah.
Hase und Igels neue Kleider_2Das Papier wurde zerstückelt und auf roten Stoff mit weißen Pünktchen gelegt. Anett hantierte geschickt mit der Kreide und einem langen Band mit vielen kleinen Strichen, bevor der Stoff ein Opfer der Schere wurde. Der arme Stoff! Ich konnte nur hoffen, dass ihm das nicht wehtat. Nein, dem nicht genug, dann kam eine Maschine auf den Tisch. Sie wird Nähmaschine genannt. Ein komisches Gerät, sag‘ ich euch. Oben drauf, als Hut, kommt eine Rolle mit ganz dünnen, bunten Band, in den Bauch ein rundes, glänzendes Ding mit einer Nase mit eben solchem Band. Ich dachte: ‚Das drollige Teil soll das Nähdingens besänftigen‘? … nein, es tat es nicht, das sollte ich bald erleben.
Unsere Mitbewohnerin nahm sich das Ende des Bandes, welches von der bunten Hutrolle kam und versuchte dieses in ein dünnes Metallstäbchen zu stecken. Es sah aus, als würde ein riesiges Maul einen Zahn gezogen bekommen.
Jedenfalls gestaltete sich die Sache offenbar schwierig, denn sie sprach von Mist, verdammt und anderen Dingen, die ich hier nicht wiederholen mag. Selbst das Wechseln ihrer Gesichtsfarbe brachte keinen Erfolg. Erst unter Zuhilfenahme eines Schmuckstücks mit Gläsern, welches sie auf ihre Nase setzte, war es geschafft. Der silbern-glänzende Metallstift und das obere Band waren vereint.
Darunter wurden nun zwei der zerstückelten Stoffteile unter einer Platte eingeklemmt und das Metallstäbchen stach erbarmungslos auf den Stoff ein. 'Aua, aua! Nur gut, dass ich zu groß bin, um da dazwischen zu passen!' durchdrangen mich meine Gedanken, während ich dem Treiben zuschaute.
Irgendwann kam auch unser Mitbewohner ins Zimmer. Er erklärte mir, was hier eigentlich geschah. Wir beide, der Hase und ich, sollten neue Kleider bekommen. Die zerstückelten Papiere waren Schnittmuster und die Nähmaschine verband die zurechtgeschnittenen Stoffe wieder miteinander, so dass Kleider entstanden.
Nachdem ich nun wusste, was los war, sah ich die Lage schon viel entspannter. Wir sollten jeder eine Hose und ein Halstuch bekommen und das gleich in zwei Ausführungen, denn Männer von Welt müssen ja auch Sachen zum Wechseln haben.
Ich blickte zum Hasen, der immer noch schlief und sagte leise vor mich hin: „Schlaf‘ doch lieber nachts mein Häschen, als im Morgengrauen im Moor und auf der Heide herum zu springen. Das rächt sich nun am Tage und du bist immer müde!“ Aber er konnte mich nicht hören und ich hoffte, er würde mit der Zeit schlauer werden.
Die Zeit verging. Meine erste Hose war fertig. Anprobe. Sie war etwas zu weit. ‘Ich muss seit heute Morgen abgenommen haben‘, schoss es mir durch meine Stacheln, aber das war kein Problem. Die Schere kam kurz zum Einsatz und der Metallstift hämmerte noch mal auf dem Stoff herum. Und dann? Ja, dann passte mein Beinkleid wie angegossen! Toll!

Hase und Igels neue Kleider_4Während meine zweite Hose gerade fertig wurde, blickte ich noch einmal zum Hasen hinüber. Er wurde gerade wach und es kam ein klägliches: "Moin Igel, was ist denn hier schon wieder los?" aus seinem Mund.
Im selben Moment kam unsere Näherin wieder mit dem besonderen Lächeln auf uns zu und schnappte sich dieses Mal den Hasen. Selbiger brach sofort in Panik aus, als er auf den Tisch gelegt wurde. Er war noch nicht ganz munter, dennoch geschah mit ihm das Selbe, wie zuvor mit mir. Für mich sah es so aus, als ob er schon wieder tropfte - jedoch war es in diesem Moment der Angstschweiß.
Ich wusste mittlerweile, was und vor allem warum es passieren sollte. Nix schlimmes und so konnte ich mich auf dem Sofa vor Lachen kaum halten.
Nach diesem Frühsport kam Hase etwas kurzatmig zu mir zurück auf das Sofa und sah mich entsetzt an. "Wie kannst Du nur so lachen, Igel? Hast Du nicht gesehen was gerade mit mir geschehen ist?" Ich beruhigte ihn und erklärte was vor sich ging.
Als er dann noch erfuhr, dass er als Model auftreten sollte, waren seine Ängste wie weggeblasen und er wurde viel ruhiger. Ich mochte ihn gern auf die Schippe nehmen und es klappte immer wieder, wie damals schon, zusammen mit meiner Frau, vor über 170 Jahren.
Hase und Igel neue Kleider_5Deshalb wies ich ihn darauf hin, dass er doch eigentlich viel zu dünn sei und aus diesem Grund vielleicht nicht mitmachen darf. Ich begann wieder zu lachen und er bekam schon wieder so ein panisches Blitzen in den Augen, vom Zittern seiner Ohren ganz zu schweigen. Schnell merkte unser Schlaumeier, dass ich ihn nur foppen wollte und er lachte lauthals mit. Die Zeit verging und auch mit der Maschine ging alles gut. Hases Hosen passten auf Anhieb und auch unsere Tücher waren schnell fertig. Als Überraschungen gab es eine Tasche, die wir „Wohlfühlbeutel“ nannten und Picknicktücher.
Das Abenteuer dieses Tages war noch nicht zu Ende und kurz kam nochmals Grausen bei uns beiden auf. Eine Nadel mit dem bunten Band aus der Maschine flitzte durch die Luft. Nach rechts, nach links und hoch und runter und immer wieder stach unsere fleißige Näherin auf den Stoff ein. Als wir jedoch sahen, dass bunte Herzchen an unsere Hosen genäht wurden, waren wir erleichtert. Ja! So gefielen sie uns, denn danach sahen die Höschen noch viel schöner aus.
Kaum genäht, durften wir uns die schönen Sachen anziehen. Hase wiegte sich vor dem Spiegel und sein Näschen zeigte hoch in die Luft, so stolz war er auf sein Aussehen.

Ihm blieb leider nicht viel Zeit, denn unser Mitbewohner kam ins Spiel. Wie er es nannte, sollten wir erst einmal zu einem Fotoshooting - dem ‚Making of‘ von: "Kleider für die Schlingel“. So machten wir uns gemeinsam in unserer neuen Gewandung auf den Weg, um uns das neue Buxtehude, die Sonne und die Öffentlichkeit zu gewöhnen.

.... na dann - wir melden uns wieder...

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