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Ich stimme zu
Mittlerweile sind wir schon weit in der Welt herumgekommen. Da wir sehr freundliche und gut erzogene Märchenfiguren sind, stellen wir uns auch immer mit Namen vor, wenn wir auf Euch Menschen treffen: „Hallo, moin, guten Tag! Ich bin Herr Igel aus dem Märchen ‚Hase und Igel‘, das ist mein Freund Hase und wir kommen aus Buxtehude.“
Egal wo wir bisher hinkamen, Eure Reaktionen waren immer die Gleichen - zunächst ein erstaunter Blick, dann ein freundliches Lächeln und zum Schluss immer diese eine Frage: „… aus Buxtehude, da, wo die Hunde mit dem Schwanz bellen???“
Zunächst dachten wir uns nichts dabei, doch die Frage wurde nicht nur auf der AIDAcara, AIDAluna und dem Hamburger Hafengeburtstag gestellt, sondern auch von vielen, vielen Leuten, denen wir bisher bei unseren Abenteuern begegneten. Die Ritter im Eichsfeld, Lübecks Freibeutermukke, der Konsul der Frau Holle und selbst die Freie Ziege Lübeck kam mit dieser Frage auf uns zu. Unser Plan stand fest - wir müssen das Thema aufgreifen und erkunden, was dahinter steckt. Wir kennen zwar jede Gasse und jeden Stein in unserer Hansestadt Buxtehude, aber es war uns niemals aufgefallen, dass dort Hunde mit dem Schwanz bellen können. … doch wenn das alle behaupten, muss es doch stimmen – oder?!
Es war ein sonniger Tag, als wir in die Stadt zogen und Ausschau nach den ‚mit dem Schwanz bellenden Hunden‘ hielten.
Der erste Hund, den wir trafen, hatte es sichtlich eilig und so fragten wir im Vorbeilaufen: „Sage mal mein Lieber, kannst Du mit dem Schwanz bellen?“ Er blieb kurz stehen, schaute uns ungläubig an und antwortete etwas genervt: „Wie soll ich das machen? Siehst Du einen Schwanz bei mir?“ und schon lief er weiter. Oh jeee, der Arme – darauf hatten wir nun gar nicht geachtet …
Mit meinen kurzen Beinchen war ich bekanntlich nicht allzu schnell unterwegs. Wir berieten uns. So suchte Hase schon mal die Gassen in unserer Stadt nach Hunden ab, während ich ihm folgte. Kaum gesagt, war er um die Ecke verschwunden. Es dauerte nicht lange und so schnell wie ich selbst Hase noch nie laufen sah, kam er zurückgerannt - gefolgt von einem großen Zamperl. Hase schrie: „Hilfe, Hilfe! – Igel hilf mir!“ Ich wusste nicht, was geschehen war, als er sich hinter mir versteckte. Der große Hund kam, mit tiefer Stimme, laut bellend, immer näher. Sein Bellen hörte sich wahrlich nicht freundlich an, schon gar nicht kam es aus seinem Schwanz, aber immerhin hatte er einen, den er ganz hoch hinter sich trug.
Instinktiv rollte ich mich ein und streckte meine Stacheln so gut ich konnte empor. Gerade dachte ich noch: ‚Gut, dass ich noch bei meiner Frau zur Stachiküre war‘, als mich etwas traf. Es war die Nase vom Zamperl, der nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte. Das tiefe Bellen war augenblicklich einem hohen, kreischenden Möwenruf gewichen und der zuvor hocherhobene Schwanz des Verfolgers klemmte ganz tief zwischen den Hinterbeinen. ‚Alles klar‘, dachte ich, ‚ist der Schwanz oben, ist er ein Tenor, ist der Schwanz unten, eher ein Sopran‘.
„Hase, was war das denn nun wieder? Warum bist Du mit dem Hund ein Wettrennen gelaufen und hast Dich dann auch noch bei mir versteckt?“ Hase immer noch japsend, antwortete ängstlich: „Er war doch nur etwas größer als Zieglinde und sah ganz freundlich aus. Als ich ihn sah, sprang ich direkt auf seinen Rücken und wollte ihn nach unserem Forschungsprojekt befragen. Das gefiel dem Hund gar nicht. Er schüttelte sich, ich sprang auf den Boden und rannte los, er hinter mir her …“
Ich schaute Hase böse an und ohne weitere Worte hatte er verstanden, was er falsch gemacht hatte…
Wir liefen gemeinsam weiter. An einem Bordstein saß ein Herrchen mit seinem treuen Freund. Pfiffi schaute sehr freundlich, als wir auf ihn zugingen. Auch ihn fragten wir: „Kannst Du mit Deinem Schwanz bellen?“ Wer uns denn so etwas erzählen würde, fragte er uns und wir berichteten. Er wusste nicht, wie so etwas gehen sollte und kannte auch keinen anderen Hund, der so etwas könnte.
Viele weitere Hunde befragten wir auf unserem Weg, selbst einen Hundekindergarten trafen wir. Eine Antwort hatte jedoch niemand.
Wir liefen und liefen und auf der Suche waren wir bald vor den Toren der Stadt auf der Buxtehuder Heide. Dort trafen wir Emil, das süße, kleine Hundchen aus unserem Haus. Er begrüßte uns ganz auf seine Art. Seine großen dunklen Augen strahlten, als er uns sah und ihn fragten wir ebenfalls. Leider hatte er auch noch nie etwas von jemanden gehört, der mit seinem Schwanz bellen könnte. Er rannte sofort los und befragte die anderen Lumpies, die in der Winterheide herumtobten. Wilson, das große, liebe Zotteltier hatten wir sofort ins Herz geschlossen und wir freundeten uns an.
Dann hatte Wilson eine Idee. Er hatte in der Bahnhofstrasse in Buxtehude schon mal etwas gesehen, konnte sich aber nicht mehr genau erinnern, was es war.
Ein Hinweis! – Toll! Auf leichten Pfoten sprangen wir zurück in die Stadt. In der besagten Straße trafen wir auf einen Vierbeiner, der nun wirklich sehr weise aussah – und – er hatte einen weiteren Hinweis. Nein, er selbst könne auch nicht mit dem Schwanz bellen, doch vor so einem Talerschloss stehe ein Hund mit einer Glocke auf einem Steinpodest. „Steinpodest?“, riefen Hase und ich laut – „Ein Denkmal!“ Ihr kennt das ja schon - wenn in unserer Hansestadt Buxtehude etwas auf ein Steinpodest gestellt wird, kann es nur etwas Wichtiges sein.
Der weise Hund meinte, wir sollten nach einem roten Talerschloss suchen. Davor wäre so ein Denkmal. Nun müsst ihr Wissen, in der Bahnhofstraße gibt es viele Talerschlösser mit Schatztruhen oder wie Ihr sie nennt Banken und Sparkassen. Hase sprang wie gewöhnlich schon bald übermütig durch die Gassen und an den schönen Häusern vorbei. Eigentlich hätte er ja gar nichts mitbekommen können, so flink hüpfte er. Plötzlich blieb er wie die große Eiche auf dem Dorfplatz bewegungslos stehen und schrie aus ganzer Kehle: „Da, da - da ist er, der mit dem Schwanz bellende Hund!“ Wieder zitterte er am ganzen Körper vor Aufregung und seine Ohren - na ja, ihr wisst schon …
„Aber Hase!“, beruhigte ich ihn. „Dieser Hund, steht auf einem großen Stein, hoch oben und kann sich nicht bewegen. Wie soll dieser Hund denn bellen können? Hast Du dafür eine Erklärung?“ Unser Naseweis, der ja immer eine passende Antwort hatte, stand dieses Mal wie angewurzelt da und ich war mir nicht sicher, ob er meine Frage überhaupt gehört hatte. Mit einem langgezogenen „Heeeee?“ fing er dann doch zu stammeln an. „Ei…, ei…, ein Hund, der sich nicht bewegt und eine Schiffsglocke ohne Schiff und die hängt unter dem Hund im Stein! Wie soll das zusammen passen?“, gestand er sich ein und verharrte auf der Stelle.
Jetzt griff unsere Mitbewohnerin ein, denn sie hatte bei der Stadtbesichtigung mit der großen Frau Igel aus dem Museum gut aufgepasst: ‚Diese Hunde gibt es seit mehr als 1ooo-Jahren. Es waren die Gründer von Buxtehude, die Holländer, welche für diese Redensart verantwortlich sind.
Ganz früher wurden die Glocken mit einem Hammer angeschlagen, damit sie läuten. In Buxtehude war es derweilen schon viel moderner. Im Turm der Kirche hingen Glocken, in ihnen die Schwengel, welche mit einem Seil in Schwung gebracht wurden. Da dieses Seil immer in eine Richtung gezogen wurde, war es schon bald etwas gebogen und ausgefranst wie ein Hundeschwanz. Im Niederländischen hieß die Glocke ‚Hunte‘, das Läuten nannte man ‚Bellen‘ und das Seil – naja- frei übersetzt also: die Hunte (Hunde), die mit dem Schwanz (Seil) bellen – oder – einfacher – DIE GLOCKEN LÄUTEN.
Aaaaccch sooo verhält sich das ‚mit dem Schwanz bellenden Hund‘! Kein Wunder also, dass wir ihn nicht finden konnten! Und sollte uns nochmal jemand sagen: „… aus Buxtehude, da wo die Hunde mit dem Schwanz bellen“ werden wir freudig diese Geschichte erzählen oder ihr kommt hier her in unsere Märchen - und Hansestadt Buxtehude und in einem neuen Abenteuer suchen wir dann vielleicht zusammen nach neuen Geheimnissen ...