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Was bitte ist ein Schlepperballett?


Wir hatten die vergangene Nacht auf der Heizung geschlafen. Es war dort schön warm und wir konnten wieder trocken werden. Der gestrige Tag, bei der Einlaufparade, zum Hafengeburtstag, war dann doch sehr ins Wasser gefallen. Nein nicht wir, aber patschnass waren wir trotzdem geworden.
Wir drei, Cruisy, Hase und ich starteten in den neuen Tag. An diesem Morgen wurde es gar nicht richtig hell. Wie gestern schon begrüßten uns graue Wolken am Himmel und sie weinten bitterlich. Frau Igel war immer noch stark erkältet und bestand aus Angst um unsere Gesundheit auf warmer regenfester Kleidung. „Aber sicher doch“ riefen wir ihr zum Abschied zu. „Warm? Regenfest? Deine Frau stellt sich aber ziemlich an“, meinte Cruisy noch, doch Hase sah man an, dass ihm an der Aussage irgendetwas nicht passte. Er zitterte leicht.
Hase und Igel mit Cruisy beim 825. Hafengeburtstag Hamburg 2014_4Den Weg kannten wir nun schon – Auto – S-Bahn – Landungsbrücken und hurraa, wir waren da!
Und - es regnete... Hase und Cruisy waren sofort in eine Diskussion verstrickt. Während Hase den Regen befürwortete, weil dann auf den Feldern alles gut wachsen würde, war Cruisy der Meinung, dass auf Geburtstagen Regen nichts zu suchen habe. Irgendwie hatten beide Recht, fand ich.

Hase und Igel beim Schlepperballett_3Wir hatten uns in unsere Tasche zurückgezogen und die Mitbewohner waren auf der Suche nach einem Platz für ihre Arbeit. Sie fanden ihn, leider nur in zweiter Reihe und wir verspürten eine gewisse Enttäuschung bei den Beiden. Aber dennoch waren sie gut gelaunt.

Hase und Igel mit Cruisy beim 825. Hafengeburtstag Hamburg 2014_7Die Regenjacken kamen wieder zum Einsatz und die Technik wurde wasserfest verpackt. Hase und ich bekamen wieder unsere Mützen auf. Heute nahmen wir sie auch dankbar an, nur die Beutelchen nicht.
Hase und Igel beim Schlepperballett_1

Schlepperballett - Wir hatten bei unserer Erkundung rund um Buxtehude ja schon gelernt, dass Schlepper große Maschinen sind, die heutzutage die Arbeit der Pferde auf den Äckern erledigen. Da muss auch kein Mensch hinterherlaufen und ‚hüh und hott‘ rufen. Der Bauer sitzt im Schlepper und der fährt wie ein Auto, um die Felder zu bearbeiten. Tanzen sahen wir sie aber noch nicht. Gestern, bei der Einlaufparade hatten wir die Hafenschlepper gesehen. Die kleinen alten, die dampften und spuckten und heiser hupten, aber auch die Großen, die durch Seile mit den Schiffen verbunden waren. Sie machten so viel Krach, dass Hase sich mit seinen langen Ohren die eigenen zu hielt.
Hase und Igel beim Schlepperballett_7Ich erinnerte mich zum Beispiel an einen, der hieß Bugsier 9 und sah irgendwie aus wie der Vati von allen. Dann waren da auch noch die beiden blauen Fairplay und die rote Zoe. Waren das die Kinder? Und wer ist dann die Mama? Bugsier 18? – sie machte ein wenig den Eindruck. Schlepper hin – Schlepper her, die waren doch sicher nicht für ein Ballett vorgesehen. …wir mussten abwarten, denn so kamen wir nicht weiter. Selbst Cruisy erlebten wir ratlos und das sollte schon etwas heißen!
Wir standen auf den Landungsbrücken. Es verging einige Zeit und eine Stimme sagte durch den Lautsprecher: „Wir begrüßen Sie zum diesjährigen Schlepperballett …“
Hase und Igel beim Schlepperballett_8Was passiert denn nun? Wir konnten nicht alles sehen und aufgrund des Regens wollten wir auch nicht aus unserer Wohlfühltasche raus. Und doch! – Es waren wirklich die Schlepper von der gestrigen Einlaufparade, die langsam an uns vorbeifuhren. Sie schwankten von rechts nach links und wieder zurück. ‚Ja – Cruisy, ist schon klar, es heißt von steuer- nach backbord.‘ Er konnte aber auch manchmal sehr pingelig sein…
Die dunklen Wolken verzogen sich langsam und die schwarzen Wolken von gestern kamen zurück. Viele Menschen mit Schirmen suchten nun Schutz. Wir hatten den Eindruck, dass nur noch Hamburger, erkennbar an den Friesennerzen, dort waren. Viel wichtiger war aber, dass wir von Reihe 2 in die Loge vorrücken konnten. Beste Sicht also, auf alles, was passierte.
Hase und Igel beim Schlepperballett_4Die Schlepper hatten sich vermehrt. Es waren nicht nur die Bugsier Mama und Papa mit ihren Kindern im Wasser– nein – es waren auch andere wilde, junge, alte und gemächliche hinzugekommen. Da war der Hans, die Wilhelmine, die Constant, der Peter, der Prompt und sogar ein Wolf war dabei. Auch die Verwandtschaft, Bugsier 14 und 21, war gekommen. Welch‘ ein Anblick, so viel Freunde und Verwandte, da konnte es nur noch schöner werden!
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Dann ging es aber richtig los. Musik ertönte irgendwo her. Hase und Cruisy hielten es in der Tasche nicht mehr aus. Sie wollten mehr sehen. Die ganze Familie der Schlepper fuhr im Kreis, aufeinander zu, um im letzten Moment zu bremsen und so einen Unfall zu verhindern. Dann trafen sie sich zu einem Stern und drehten sich wie in einem Karussell – eigentlich Aktion pur – nur eben in Zeitlupe.

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Unser Mitbewohner war ein Fan von Flashmobs. Des Öfteren hatten wir ihm schon zugeschaut, wenn er sich so etwas am Abend auf seinem Monitor angesehen hatte. Cruisy verdrehte kurz die Augen und Hase erklärte ihm: „Wenn viele Menschen zusammenkommen, so tun als hätten sie keine Ahnung und auf ein Zeichen etwas gemeinsam machen, das nennt man Flashmob.“ Warum erzählen wir Euch das? – Nun ja – es begab sich zu der Zeit, als der Schlepperpapa mit seinen Kindern an den Landungsbrücken vorbeifuhr, eine große Welle im Wasser entstand. Das war das Zeichen für den Flashmob. Die Teilnehmer taten so, als seien sie überrascht, um dann mit einem lauten Gekreische nach hinten, in Form der Welle zu springen. Einige Ahnungslose, die bei den Eingeweihten standen, konnten sich nicht rechtzeitig in die harmonische Bewegung integrieren und wurden patschnass, was wiederum ein Lachen bei den Flashmobteilnehmern auslöste. Aus unserer Position hoch oben war es Klasse mit anzusehen. Der Flashmob war gelungen.

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Gerade schauten wir noch einmal über die Menschenmenge, als wir sahen, dass wir fotografiert wurden. Wie sich später herausstellte war es der Malte. Er sandte unseren Mitbewohnern das Bild worüber sie sich mächtig freuten. Auch wir fanden es total toll, dass wir Euch dadurch die beiden einmal bei der Arbeit zeigen können und dürfen.

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Schnell war das einstündige Tanzen auf der Elbe vorbei. ‚Haben die eine Ausdauer‘ dachte ich bei mir. Die kleinen und großen, die dicken und dünnen, alten und jungen Schlepper fuhren nochmal zum Abschied an uns vorbei und hupten, tuteten, bimmelten und verabschiedeten sich so von allen Hafengeburtstagsgästen.
Der Regen kam immer noch aus allen Eimern und Rohren, die der Hafen so hatte und es wurde daher auch Zeit, nach Hause zu fahren, denn trotz ihrer schönen Regenjacken waren unsere Mitbewohner auch wieder tropfnass.
Beide hatten nicht mitbekommen, dass wir doch aus der Tasche gekrochen waren und alles gesehen hatten. Gerade noch rechtzeitig waren wir wieder zurück. Jetzt durften wir uns nicht verplappern, denn eigentlich sollten wir in der Tasche bleiben. Ihr kennt uns nun schon ein paar Tage - freiwillig machen wir selten, was von uns erwartet wird, erst recht nicht, wenn Hase und Cruisy einer Meinung sind…
Zu Hause angekommen diskutierten wir drei noch über das Erlebte. Ein Fehler wie sich schnell herausstellte. Unsere Mitbewohner trockneten erst einmal sich und die Technik und bei uns wurde es immer lauter. Hase sah ‚Das‘ beim Schlepperballett und Cruisy ‚Jenes‘ und ich wurde schon gar nicht mehr gehört. Meine Frau wurde wach und schimpfte vor sich hin. ‚Ihr seid ja wieder platschnass‘, das sei verantwortungslos und vieles Weiteres.... Hase dachte an ihre Ermahnung vom Morgen und war direkt ins Bad verschwunden. Cruisy folgte ihm etwas verwirrt. Wir wussten, was jetzt auf uns zukommt. Daher nahm auch ich unaufgefordert den Weg dorthin und so fanden wir uns bald auf der Leine zum Trocknen wieder. Meine Frau achtete die ganze Nacht darauf, dass wir diesen Ort nicht verließen. Wir tuschelten aber noch ein bisschen, bevor wir einschliefen. 

Hase und Igel mit Cruisy beim 825. Hafengeburtstag Hamburg 2014_13

‚Was hatten die Mitbewohner gesagt? Wohin geht es morgen? – Zur Auslaufparade? – Wieder in den Hafen? Wieder bei Regen?‘ Wir werden es erleben… Nicht lang und wir schliefen tief und fest auf ‚unserer‘ Leine ein und träumten wieder von Schiffen mit Bäumen und Brettern und Bettwäsche und Schlepperfamilien und vieeel Wasser...

 

Foto unserer Mitbewohner übersandt und freigegeben durch Malte Klauck – Danke!

 

Video unserer Mitbewohner des Schlepperballetts

Bilder unserer Mitbewohner zum Schlepperballett