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Eine Reise ans andere Ende der Welt - Hochzeit in Indonesien

 

mfw14_057228stWie Ihr wisst, sind wir ständig in unserer Hansestadt Buxtehude unterwegs, auf Forschungstouren oder einfach nur mal so, um zu schlendern. Auf unseren Spaziergängen sehen wir jedes Mal neue und interessante Dinge, zum Beispiel unser schönes Rathaus, aus dem immer sehr edel gekleidete Menschenpaare heraus kommen. Die Frauchen tragen meist schneeweiße, lange und prächtige Kleider und die Buben haben einen guten, schwarzen Zwirn an und Flügel am Hals. Vor der großen Eingangstür warten dann viele große Menschen und Kinderlein, die genauso schick sind wie Edelleute. Alle umherstehenden jubeln und manchmal bewerfen sie das Paar auch mit Reis, Blumen, Herzchen oder anderen Dingen. Da die Beiden anscheinend nicht beworfen werden möchten, fährt ein mit Blumen geschmücktes P7230851aaAuto vor die Tür, die beiden Edelleute steigen ein und werden mit diesem Gefährt fortgebracht. Bei unserer St. Petri Kirche haben wir das auch schon erlebt. mfw14_057126Mit dem Unterschied zum Rathaus läuten dort sogar die großen Glocken im Kirchturm und die Orgel macht Musik! Komisch finden wir das immer wieder - erst wird den Edlen zugewinkt und gratuliert und zum Dank fahren sie einfach weg! Nein, da kann etwas nicht stimmen!

Irgendwann ließ uns das Thema nicht mehr los und wir fragten unsere Mitbewohner, was es mit den verdrehten Handlungen auf sich hat. „So wie Ihr es beschreibt, habt Ihr Hochzeitsgesellschaften gesehen.“ Erklärte es uns unsere Mitbewohnerin. IMG_7807

Bei einer Hochzeit versprechen sich zwei Menschen ein Leben lang, eben für immer - gemeinsam durchs Leben zu gehen. Gemeinsam heißt, dass sie sich einander helfen, für einander da sind, zusammen lachen, aber auch weinen und trösten können. Im Rathaus wird hierbei die Ehe vor dem Gesetz geschlossen, in der Kirche vor Gott. Auch bei uns war es so“, fügte sie hinzu und zeigte uns Bilder und Videos als unser Mitbewohner und sie geheiratet haben.
‚Die Menschen und ihre Gebräuche, aber schön anzuschauen ist es schon‘, dachte ich ‚zumal es offensichtlich sehr mitreißend ist.

Bei uns, meiner Frau und mir, war die Hochzeit damals nicht so edel, wir brauchten kein Gesetz und nicht den Gott, um zu heiraten. Seit unserer ersten Begegnung sind wir froh, wenn wir zusammen sein können. Und heute, nach sooo vielen Jahren, sind wir immer noch glücklich und für einander da. Und das, was ihr Menschen ‚Liebe‘ nennt, ist auch bei uns so schön.‘

Die Tage strichen ins Land. Eines Abends kam eine E-Mail von Gitte und Rocco. Sie berichteten, dass sie nach Indonesien zu einer traditionellen Hochzeit eingeladen seien und auch für uns Plätze frei wären. Sie fragten ob wir mitkommen wollten, aber es würde schon in den nächsten Tagen losgehen. Als wir diese Nachricht lasen, wurden unsere Augen immer größer und ich glaubte, unsere Mitbewohner konnten Fragezeichen in ihnen sehen. Etwas Hektik brach aus. Ein Blick zu den beiden und die Sache war klar - ein neues Abenteuer stand uns bevor! Meine Frau sagte sofort, dass sie zurzeit nicht auf Reisen gehen könnte; sie hatte uns schon auf dem Herzapfelhof, gleich hinter dem Moor bei Buxtehude, zum Kirschen pflücken angemeldet. Sie meinte noch, es sei Obst- Zeit und Marmeladen als Wintervorrat müssten gekocht werden. Hase verdrehte seine Ohren und sprang wie ein Gummiball durch die Wohnung; ich las weiter, diskutierte mit meiner Frau und suchte im Internet nach der Stadt, wo wir hin fahren wollten. Natürlich fand ich den Ort, aber dazu später mehr.
mfw14_061456_Am nächsten Tag war unsere Mitbewohnerin schwer am Wuseln. Große Taschen wurden gepackt und alles was wir brauchten, kam hinein. Zwischendurch gab es noch eine Überraschung! Wir sollten neue Hosen anprobieren - diese hatte sie über Nacht für uns genäht. Als Hase und ich so in den neuen Büxen da standen, pfiff meine Frau gar lieblich. „Schick seht Ihr aus, genauso schick, wie die Jungs am Rathaus, wenn sie heiraten.“ Uns gefielen unsere neuen Höschen ebenfalls und Hase stolzierte vor dem großen Spiegel auf und ab bis ein lautes „Stopp!“ das Treiben unterbrach. „Ihr müsst morgen auf eurer großen Reise ausgeschlafen sein und wer weiß, was in diesem Abenteuer alles auf euch zukommt! Geht jetzt bitte ins Bettchen!“ Gesagt, getan. Schnell waren wir verschwunden und schliefen mit vielen ungeklärten Fragen und Gedanken lange nicht ein.
Am nächsten Morgen, ganz früh, brachten uns unsere Mitbewohner, obwohl wir noch müde waren, zum Bahnhof in Buxtehude. Wir waren aufgeregt, zapplig, voller Vorfreude und dann - gefühlte Stunden später ging es endlich los. Sogar allein im großen Zug fahren durften wir, könnt ihr euch das vorstellen!? IMG_3027 Unser Mitbewohner sagte: „Ihr seid alt genug und mit den Bahnen kennt ihr euch schon aus und bald seid ihr bei Gitte und Rocco.“ Das Abenteuer begann. Die Fahrt dauerte nicht allzu lang und wir erreichten einen Bahnhof, auf dem sie schon auf uns warteten. Nach einem kurzen Willkommensgruß ging die Reise auch schon weiter. Ok – noch nicht ganz. Die Beiden hatten mit Hase noch ein Geheimgespräch und er bekam dabei ein gelbes Buch. ‚Hase und Bücher lesen? Er zeigte zuweilen ganz neue Seiten von sich.‘
Die Reise ging weiter.
Hase und ich waren begeistert - in diesem weißen großen Zug zu fahren ist viel schöner, als mit der S-Bahn, zumal dieser Zug raste wie ein Blitz. Bäume, Häuser und auch die Menschen huschten an unseren Fenstern vorbei und nach kurzer Zeit hielt er schließlich in einer Höhle. Auf den Schildern stand ‚Frankfurt‘ und wir stiegen mit unserem Gepäck aus. Da standen wir nun in der gigantischen Höhle. Solche Höhlen kannten wir schon aus Hamburg. Mit den beweglichen Felsklippen - oder Rolltreppen, wie Ihr sie nennt, kamen wir schnell nach oben in eine noch viel größere Halle. Groß ist sicher untertrieben. Die Halle war riesig, riesiger als unser Bahnhof in Buxtehude, nein, noch viel mächtiger als der in Hamburg. Auch schöner fanden wir es dort, alles war ordentlich und sauber. Durch die großen Fenster schien die Sonne und durch das Glasdach sahen wir den blauen Himmel. IMG-20140506-01494Weil das auch für unsere Gastgeber so schön anzusehen war, tranken wir in einem netten Gasthaus erst einmal einen Erholungs- und Orientierungskakao und genossen dabei das Gewusel draußen.
Zu schnell war unser Kakao alle und wir stürzten uns ins Getümmel, weil unser Schiff bald ablegen sollte. Viele Menschen, so viele, wie wir noch nie zusammen gesehen hatten, liefen eilig hin und her. Hase hätte bestimmt ein Wettrennen mit denen machen können, aber er durfte nicht. IMG_3041Dafür durften wir auf den weichen Kisten aus Stoff, den Koffern sitzen und Rocco fuhr uns, wie es einem Hasen und einem Igel aus Buxtehude gebührt, auf einem Wagen durch die großen Hallen. Bei einer freundlichen Dame gaben wir all unsere Taschen und Koffer ab und die Großen bekamen ihre Eintrittskarten. „Das ist hier wie bei uns in Hamburg. Gleich sind wir auf unserem Kreuzfahrtschiff und bestimmt müssen wir bei den Burschen vorbei, die immer so ernst schauen! Aber warum sind wir erst soweit gefahren, um auf ein Kreuzfahrtschiff zu kommen?“ rief Hase laut, so laut, dass ringsum die Leute ihn erstaunt ansahen. Manche von ihnen schüttelten ungläubig den Kopf. Wir verstanden es nicht! In Bezug auf die Burschen hatte Hase Recht - da standen sie, die Recken mit dem ernsten Blick. Unseren Hansepass hatten wir nicht dabei und richtige Pässe schon dreimal nicht. Deshalb versteckte Hase sich sogleich unter Gittes Jacke und ich rollte mich zu einer Kugel, um nicht gesehen zu werden. Dann wurden wir in eine graue Kiste gelegt und samt den Jacken und Taschen durch dieses geheimnisvolle Durch-guck-dingens geschickt. Hase klapperte vor Angst mit den Zähnen und meine Stacheln sangen eine Melodie, die natürlich niemand hören durfte. „Hoffentlich gibt es keinen Ärger, denn sonst können sich unsere Freunde, schon mal auf ein ernstes Gespräch gefasst machen...“ tuschelten wir ganz leise. Aber es ging gut und niemand hatte etwas dagegen, dass wir mitreisten. Oder hatten uns die Recken gar nicht entdeckt? Jedenfalls war nun der Weg frei zum Schiff.
Schnell beruhigten wir uns wieder. Hase klapperte nicht mehr mit den Zähnchen und ich rollte mich wieder aus. Wir liefen zum Gate - ihr wisst doch noch, das ist der Tunnel, in dem man vom Land auf das Schiff kommt. Und da waren sie wieder, die vielen Menschen. Ich war mir sicher, dass die Menschenfamilien viel größer waren, als unsere Hasen- und Igelfamilien auf der ganzen Welt. Dieses Bild erinnerte mich an unseren Hühnerhof in Buxtehude. Die einen liefen ganz schnell, andere blieben einfach stehen, andere liefen ganz langsam, aber alle hatten etwas gemeinsam: sie unterhielten sich miteinander. Aber warum blieben so viele einfach stehen und schauen durch die Fensterchen raus? IMG_3065 IMG_3049

Hase war neugierig und blieb auch am Fenster stehen und er erschrak. „I…, I…, Igel, Igel! Da…, da…, das hier ist gar kein Cruise Center! Da draußen stehen Flugdingens, fast so groß wie dieses Airbus-Riesen-Flugdingens, das immer über unser Haus fliegt!“ Ich schaute selbst nach und er hatte Recht, da standen mächtige Flugmaschinen. Angst kam in mir auf, Angst vor dem Unbekannten, denn wir waren doch noch niemals zuvor geflogen und wussten nicht, was da mit uns passiert. Aber wie ihr vielleicht wisst, muss man sich seiner Angst stellen und keine Angst vor der Angst haben. Also stiegen wir alle in dieses Gefährt ein. Dabei schaute ich ganz bange, denn die kleinen Räder und die riesigen Flügel machten mich noch unsicherer und ich stupste Rocco an: „Da sollen wir alle rein passen und durch die Luft fliegen?“ Rocco schmunzelte. Er machte mir klar, dass ganz viele Menschen, Koffer, Taschen und andere Dinge in ein solches Flugzeug passen würden.
Inzwischen hatten wir unsere Plätze gefunden und wir machten es uns bequem. Auch die anderen Sitzreihen füllten sich und die Menschen wurden leiser und ruhiger. Unser Langohr war weiter gelaufen und ich rief ihm zu: „Schau Hase, alle haben Platz und passen hier rein, sogar wir kommen noch mit!“ Oh, war mir das peinlich, denn ich rief so laut, dass sich dieses Mal alle zu mir drehten und mich anlächelten. Hase kam zurück und setzte sich zu Rocco, ich hatte es mir schon bei Gitte auf den Schoß bequem gemacht. Dann sagte eine Stimme, die über uns aus dem Flugzeug kam: „Bitte alle anschnallen, die Reise geht los!“ Schnell waren wir angeschnallt und Gitte kontrollierte es. Das war wie im Auto.

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AA296485Dann war es soweit. Unsere erste Reise in einem Flugzeug begann. Die Maschine bewegte sich. Erst ganz langsam, dann schneller und dann stand es plötzlich wieder still. Hase schaute aus dem Fenster. „Das Flugding ist bestimmt kaputt, es passiert nix mehr! Wie kommen wir nun zu dieser Hochzeit?“, rief er enttäuscht und ungeduldig. Bevor jemand antworten konnte, wurde es erneut laut und Hases Stimme zitterte und bebte „ Es bewegt sich…., es bewegt sich schneller…, es ist so schnell wie… - ähhmmm – nein, schneller als ich... ohhhhhhhhhh – und jetzt sind wir nicht mehr auf dem Boooden...“ Hase war in seinem Element - Abenteuer, Geschwindigkeit und nun auch noch wie ein Vogel Fliegen! Seine Unsicherheit, seine Bedenken und Ängste waren wie weg geblasen und er freute sich wie ein kleines Hasenkind. Meine Angst war auch verflogen. Der leichte Druck in der Magengegend, den ich beim Start verspürte, ließ bald nach und auch ich schaute über Hases Schulter. Wir flogen schon hoch im Himmel. Aus dem kleinen Fenster sahen wir unter uns die Erde. Alles war ganz, ganz klein - die Häuser, Straßen, Wälder. Menschen konnte man nicht mehr erkennen und unsereins erst recht nicht. Wir schauten uns an - es war wie in einem Traum.
„Sag mal Hase, dieses Indonesien, hast Du schon einmal davon gehört? Was und wo ist das?“, fragte ich ihn. Just in diesem Moment fiel es mir ein - zu Hause in Buxtehude hatte es Hase auf dem Laptop unserer Mitbewohner schon gesehen und berichtet. Plötzlich war mir alles klar, wir flogen um die halbe Welt!!! Und noch eines fiel mir ein: ‚In anderen Ländern spricht man andere Sprachen und in Indonesien sprechen alle bestimmt indonesisch und niemand kann uns verstehen! Oh je, was sollte das nur werden!?‘ IMG-20140506-01485

Hase erzählte mir nochmal, was er gelesen hatte und vom Geheimtreffen mit Gitte und Rocco. Sie hatten ihm doch vor der Reise ein Zauberbuch gegeben. Dort im gelben Büchlein standen alle unsere Worte in einer anderen Sprache, nämlich in Englisch. Es war ein Wörterbuch, wo man nachsehen konnte, wie zum Beispiel das Wort ‚Buch‘ ins Englische übersetzt wird! Dieses Englisch sprechen viele Menschen auf der weiten Welt und Langohr war der festen Meinung, dass das Buch uns in Indonesien helfen würde.
Um die halbe Welt zu reisen dauerte natürlich ganz lange. Nach einem ausgiebigen Schläfchen, vielem Essen, Trinken, Spielen, Schauen und Klönen, landeten wir nach vielen, vielen Stunden in Surabaya.
Surabaya, welch ein fremd klingendes Wort! Dieser Ort liegt auf der zweitgrößten Insel Indonesiens, auf der Insel Java zwischen ganz großen Meeren - dem Pazifik und dem Indischen Ozean, Nahe bei Australien und China. Das habt ihr bestimmt schon einmal gehört. Das Land Indonesien besteht aus hunderten Inseln. Zusammen sind sie mehr als 5 Mal so groß wie unser Deutschland und es leben 3 Mal so viele Menschen dort, wie bei uns. Wie viele Hasen und Igel es dort gibt wissen wir nicht, aber sicher eine große Menge!
Der Flug war trotz der langen Zeit toll und wir haben von oben interessante Dinge gesehen, sind durch die Wolken geflogen, haben die Sonne aufgehen sehen und sind über ausgedehnte Meere und hohe Berge geflogen. Doch irgendwann freuten wir uns wieder festen Boden unter die Füße zu bekommen und herumspringen zu können. Vor allem würde Hase das genießen – obwohl – nicht nur er... Wir landeten.

In Surabaya war es sehr warm. Ich fächerte mir mit meinen Stacheln etwas kühle Luft zu. Hase hatte mit seinem Fell da schon mehr Probleme. Seine langen Ohren drehte er wie eine Windmaschine. Der Flughafen in Surabaya war nicht so groß, wie der, von dem wir weggeflogen waren und so viele Menschen gab es dort auch nicht. Ansonsten war es wie bei der Ankunft mit einem Schiff: Pass- und Taschenkontrolle, Gangway und böse dreinschauende Männer…
IMG_4030Ein Taxi wartete vor der großen Ankunftshalle und wir fuhren direkt in ein Hotel. Das Gästehaus war super, denn die Menschen machten hier die warme Zimmerluft kühl. Ich überlegte. ‚Die brauchen sicher viel Eis, damit es so angenehm frisch wird‘. Aber so richtig denken konnte ich nicht mehr, da ich dauernd Gähnen musste. Es war heller lichter Tag und trotzdem war ich sehr müde. Gitte erklärte uns: „Jungs das nennt sich Jetlag. In Eurer Hansestadt Buxtehude ist nun tiefe Nacht und eigentlich müsstet ihr gerade schlafen. IMG_3905Hier ist es Mittag und der Stand der Sonne sagt Euch, ihr sollt hell wach sein. Das bringt Euren Kopf durcheinander. Der weiß nicht, was richtig ist. Deshalb legt euch erst einmal unter einen Sonnenschirm im Palmengarten und macht ein Nickerchen, dann wird es sicher besser!“ IMG_3908Vor der schicken Behausung standen riesige Palmenbäume, Liegen zum Ausruhen und Blumen - so etwas Schönes hatten wir bisher noch nie gesehen. Wir machten ein Schläfchen.
Als wir am Abend wieder wach waren, oder am Morgen zu Buxtehuder Zeit, stellten wir die Frage der Fragen: „Wer heiratet denn nun hier in dem so weit entfernten Land?“ Rocco erklärte: „Der Dirk und die Inge heiraten. Dirk ist mein Bruder. Er hat seine Braut, die Inge, während seiner Arbeit in Indonesien kennen gelernt. Inge heißt eigentlich Suratmining, doch weil wir das in Deutschland nicht so gut aussprechen können, dürfen wir sie alle Inge nennen.
IMG_3549Inge und Dirk besuchten uns am Abend im Hotel. IMG_3671Sie brachten Keysha mit. Sie war ein junges, hübsches Fräulein aus Inges Familie und ganz lieb zu uns, wie auch alle anderen, die wir kennenlernen durften.
Inge konnte sehr gut deutsch sprechen. Sie erzählte uns, was am nächsten Tag auf uns zukommen würde. Hase und ich hörten genau zu und sogen die ganzen Informationen in uns auf. So aufmerksam hatte ich Hase noch nie erlebt; seine Ohren standen ganz hoch in den Himmel, und die Augen waren groß wie leuchtende Äpfel mit funkelnden Sternchen. Aber auch unsere Gasteltern wurden immer gespannter, nur Dirk sagte kein Wort. Wer weiß, was er träumte - vielleicht dachte er ja an seine schöne Braut, die Suratmining...
So ging der lange Tag, an dem wir einmal um die halbe Welt geflogen waren, zu Ende. Wir fielen ins Bett und schliefen sofort ein.

Der nächste Tag begann zeitig, es war DER große Tag. Damit wir von Anfang an alles verfolgen konnten, holte uns das Brautpaar gleich nach dem Frühstück ab. Dirk und Inge zeigten uns alles in ihrem Wirtshaus, damit wir uns auf unseren Touren nicht verlaufen würden. Auf einem der vielen, langen Flure lernten wir die Zeremonienmeisterin kennen, eine ältere Frau, die einen sehr weisen, erfahrenen Eindruck machte. Ihr ernster Blick streifte Hase. Der zog gleich seine Ohren ein und versteckte sich etwas hinter mir. Aber Inge nahm Hase auf den Arm und erzählte uns etwas über die Menschen in ihrem Land. Die Meisterin wäre wohl sehr lieb, so wie fast alle Leute in ihrer Heimat. Oft schauen sie einen zwar erst oder gar böse an, aber der Blick täuscht, sie sind freundlich, herzensgut und hilfsbereit. Wir konnten uns davon überzeugen – alle, die wir trafen waren so, wie sie erzählt hatte. Es war wunderbar!
mfw14__046647aDann ging das Abenteuer des Tages richtig los.
Inge und Dirk wurden in getrennte Räume gebracht. Inge lächelte, aber Dirk schaute ganz verwirrt, anscheinend wusste er in diesem Moment nicht so recht, was ihn erwartete oder auf ihn zukam. Wir blieben erst einmal bei ihm. Kaum in seinem Zimmer angekommen, wuselten die Mädels wie Bienchen um ihn herum. 18Er wurde geschminkt, das heißt, er wurde mit schwarzer Farbe an den Augen und mit brauner, weißer und anderen Farben im Gesicht angemalt. Er sah schon sehr verändert aus. Ein großer Berg an Tüchern und Kleidung lag neben ihm. „Der arme Dirk!“, tuschelten wir. „Hier im Hotel haben sie wohl kein Eis zur Kühlung der Zimmer. Er schwitzt eh schon so sehr und jetzt muss er noch sooo viel anziehen! Ein Hemd und eine Hose hätten doch gereicht!“ Wir waren uns einig, wir wollten gerade nicht mit ihm tauschen. Aber Dirk wusste, er musste das alles anziehen, da es in Indonesien Brauch ist und dazugehört. Er zog ein schönes blaues Hemd und einen Rock an. Um seinen Bauch bekam er lange Tücher. Es wurde gewickelt und gewickelt und Dirk hielt schon die Luft an. „So viele lange Tücher! Die reichen bestimmt bis nach Buxtehude!“, sagte Hase ganz leise und ich nickte leicht mit meinen Stacheln. Zu dieser edlen Kleidung gehörten weiter eine Weste und eine Jacke. Alle diese Teile waren aus edelsten blau - gemusterten Stoff und wir entdeckten auch Glitzersteinchen. „Ob das tapfere Schneiderlein diese Kleider genäht hatte? Da saß er sicher lange auf seinem Tischlein und wird dabei viele Musbrote gegessen haben“, tuschelte mir Hase weiter ins Ohr. Vorsichtig wollte ich die Mädels, die Dirk anzogen etwas fragen, aber die waren so beschäftigt, dass sie mich gar nicht hörten. Sie klimperten mit Ketten und raschelten mit einer Mützenkrone für den Kopf. Diese Dinge rundeten Dirks Gewand ab. Endlich! Es lagen nur noch Pantoffeln für seine Füße da. ‚Pantoffeln?!‘ Diese erinnerten uns an unsere Kindheit in Buxtehude, unsere Großmutter in der Heide, machte für uns auch immer welche. Die waren aus Stroh und Moos, damit wir im Winter warme Pfötchen hatten. Ein richtiger Vergleich konnte das jedoch nicht sein, denn Dirks Pantoffeln waren nicht aus Moos und Stroh, sondern auch aus diesem edlen Stoff, aus dem auch seine Kleider genäht waren. Strümpfe brauchte er glücklicherweise keine anziehen.
Hurra! Nach Stunden war Dirk endlich fertig gekleidet und sooo schick! Nun konnte er sich im großen Spiegel betrachten. Ob er sich wohl selber gefiel und ob er Inge gefiel? Für uns sah er fantastisch aus - edel wie ein König!
Dann hatten die Mädels Zeit für uns. Unsere Festtagskleidung hatten wir schon am Morgen in unserer Behausung angezogen. Nur gut, denn wer weiß, vielleicht wären wir sonst auch wie Dirk mit vielen langen Tüchern gekleidet worden. Meiner Stachelpracht hätte das wahrscheinlich nicht überstanden, doch Hases Ohren wären sicher mehr zur Geltung gekommen.
Nun bekam Hase sein Fell gekämmt und ein Mädel richtete meine Stacheln. Dabei lernten wir ein indonesisches Wort. ‚Beskap‘. ‚BaseCap‘ hatten wir schon mal gehört, das ist ein Mützchen, aber ‚Beskap‘? Fragend sahen wir Dirk an und er übersetzte. „Ganz einfach! So nennt sich diese traditionelle Hochzeitskleidung.“ Toll - wir hatten unser erstes richtiges indonesisches Wort gelernt. Bald waren auch wir fertig für den großen Tag. Aber was war mit unserer Inge???
Hase flitzte wie ein Wirbelwind über den Flur zu ihrem Ankleidezimmer. Er sollte schauen, wie weit Inge wohl mit dem Anziehen war. Er klopfte an die Tür, steckte vorsichtig sein Näschen ins Zimmer und erschrak.15 14„Inge ist fort! Sie ist nicht mehr da!“, rief Hase laut über den Flur. Ich rannte, so schnell mich meine Beinchen trugen zu ihm, aber auch ich sah Inge nicht. „Hallo Ihr beiden!“ Die Stimme kannten wir, aber die Frau nicht, die das sagte.
Nein, Inge war nicht fort, sie sah nur durch die traditionelle Art zu schminken und die Haare zu legen, ganz anders aus. Dazu hatte sie eine zauberhaft schöne Krone auf ihrem Kopf. Ebenso wundervoll war die Kette um ihren Hals, die Ohrringe und Ringe an ihren Fingen. Alle Teile waren genau wie die Krone verziert. Ja, die Stimme und die Augen sagten uns, es war unsere Inge - unsere indonesische Braut Suratmining! Alles war gut und wir waren froh, sie zu sehen, denn könnt ihr euch eine Hochzeit ohne Braut vorstellen? Wir nicht…  
Suratmining war noch nicht fertig angekleidet. IMG_3697 IMG_3698Hinter ihr, auf einem Sofa entdeckten wir ein prächtiges langes Kleid, welches für sie bereit lag. Auch dieses war aus feinstem Stoff gewebt und mit blauen und bernsteinfarbenen Steinchen verziert. Feinste Muster in den Verzierungen machten das Kleid atemberaubend. ‚Dieses würde meiner Frau bestimmt auch gefallen‘, dachte ich und träumte, wie ich mit ihr tanzen würde… Suratmining stupste mich, wie Hase sonst, vorsichtig an und unterbrach so meinen Traum. „Diese Art Kleider heißen Kebaya und das ist meines. Du hast bestimmt gerade geträumt, wie es deiner Frau gefallen würde?“ Sie hatte Recht. Ich schmunzelte, nickte und meine Wangen und Stacheln wurden etwas rot.
Bei Suratmining im Zimmer waren, wie bei Dirk, ebenso nette Mädels und halfen beim Schminken und Ankleiden. Hase funktionierte seine Ohren abermals in eine Windmaschine um und wedelte frische Luft, denn im Raum war es genauso so warm, wie in den anderen. Leider konnte er es nicht lange durchhalten, denn das kostete viel Kraft, die er sicher noch brauchen würde. Glücklicherweise dauerte das Anziehen dann nicht so lange, wie bei Dirk. Es gab keine langen Tücher und weniger Teile. Folglich war sie bald fertig. Als sie dann vor uns stand - geschminkt, in ihrem himmlischen, langen Kleid, mit Krone, Hals- und Kopfschmuck waren wir uns einig - eine Prinzessin konnte nicht schöner sein! Gespannt und freudestrahlend schaute sie sich von allen Seiten im Spiegel an und fand sich ebenfalls wunderschön. Sie bat Hase zu schauen, wie es Dirk gehe. Der flitzte so schnell er konnte zu Dirk und kam genauso flink zurück: „Es geht ihm gut. Er schwitzt...“ Inge und ich konnten uns das Lachen über Hases kurzen, aber treffenden Bericht nicht verkneifen. Ja, wenn er will, kann er die Dinge auf den Punkt bringen…
„Die Hochzeit wird in alter indonesischer Tradition abgehalten“, erklärte uns Suratmining mit ihrer lieblichen Stimme. „Mein Bruder Waskito wird Dirk alles ins Englische übersetzen und uns zu jeder Zeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Da es hierbei sehr viel zu beachten gibt und wir uns nicht alles merken können, gibt es die Zeremonienmeisterin. Darf ich Euch vorstellen Frau Perias Bengantin“. Hase erschrak etwas, denn das war die ernstschauende Frau vom Morgen. Er wurde nachdenklich und flüsterte mir in die Stacheln: „Igel, weißt du noch, gestern Abend, als Dirk immer stiller wurde? Er hat bestimmt an sie gedacht. Hoffentlich ist er darüber schon aufgeklärt worden, wer sie war, denn er war sooo aufgeregt... “ Inges Beschreibung der Menschen in Indonesien traf glücklicherweise vollkommen zu. Frau Perias Bengantin war eine liebe, ältere, nette und freundliche Dame. Uns sagte das wieder einmal, wir sollen nicht nach Äußerlichkeiten gehen, sondern nach dem Herzen.

Ach herrjeh! Wir hatten bei der ganzen Aufregung vergessen, uns um unsere Gasteltern zu kümmern! Wo waren sie denn eigentlich abgeblieben? Wir machten uns auf die Suche und fanden sie in ihrem Umkleideraum. Ein kurzes „Hallo“ und wir waren wieder verschwunden. So konnten sich Gitte und Rocco weiter in Ruhe fertig machen. Wie bei den anderen Beiden, schminkten die Mädels auch Ihnen das Gesicht und die Haare wurden geformt. Vor allem Gitte sah mit ihrer Frisur sehr fremdartig und verändert aus, dennoch sahen sie fast so schön aus, wie die Brautleute. Ihre Kleider waren ebenso aus edel gewebtem Stoff, nur eine Krone hatten sie nicht auf.
Wir schlichen uns davon und vertrieben uns die Zeit im Palmengarten. Die schöne ruhige Anlage, in der wir gestern mit Rocco unseren Jetlag auskuriert hatten, lag vor uns. Doch vom Garten, dem Planschbecken und dem Springbrunnen war nichts mehr zu sehen. Alle Liegen waren weg. Dafür tummelten sich dort Menschen über Menschen. Alle waren festlich gekleidet und bei bester Laune. Sie lachten, tanzten und die Kinder spielten Fangen und ‚Versteck dich‘. Es war wie auf einem Rummelplatz. Zweifel kam in uns auf. ‚Wollen diese vielen Menschen etwa alle zur Hochzeit? …nein, das konnte nicht sein‘! Und doch! Es war so! Alle waren sie Gäste. Später hörten wir, dass fast 1.000 Leute dort waren.

Wir trafen Keysha wieder. Sie führte uns ein wenig durch das Getümmel, zeigte den toll aussehenden, umgestalteten Garten, einen Torbogen aus Blättern und eine festlich hergerichtete Bühne mit drei weißen Bänken. Überall waren Blumen und andere Schmuckstücke. Die Farben, Formen und Düfte waren überwältigend. So schöne Dinge hatten wir bisher noch nie gesehen, weder vor 170 Jahren, noch in der heutigen Zeit in unserer Heimat.
Die Zeit verging und wir wurden immer aufgeregter, je mehr wir sahen und hörten.
Wir beschlossen nach dem Brautpaar zu schauen. Dirk fanden wir schnell, da er in seinen blau- goldenen Kleidern aus der Menschenmenge herausstach. Er gab uns sofort einen neuen, ehrenvollen und wichtigen Auftrag. Wir sollten den ‚Kris‘ bewachen. Der Kris ist ein historischer Dolch, also ein ganz altes, verziertes, gebogenes Messer, welches magische Kräfte besitzen soll.

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Solche Dolche gibt es nur in Südostasien, erzählte er. Das Asien ist ein Teil unserer Erde, zu dem auch die indonesischen Inseln gehören. ‚Unser‘ Kris, auf den wir aufpassen sollten, war sehr, sehr alt und wertvoll. Er wurde im 15. Jahrhundert gefertigt und ist demnach noch vieeel älter als wir. Hase bekam von Inges Papa einen Hut aufgesetzt. Mit dem sah er aus wie ein Geheimagent - es fehlte nur noch seine Sonnenbrille, aber die lag wieder vergessen zu Hause. Diesen Schatz zu bewachen, war eine große Ehre für uns und wir nahmen die Aufgabe sehr ernst. Hase und ich waren merklich stolz, denn außer uns durfte ihn niemand anfassen. Suratminings Papa ist offiziell in Indonesien beauftragt, sich um die Kulturgüter zu kümmern. Das heißt, er passt auf, dass die alten Dinge nicht kaputt gehen, vergessen oder gestohlen werden. Die UNESCO, eine Gemeinschaft von Ländern der Welt, ernannten den Kris 2005 zu einem Meisterwerk der Menschen und soll für alle Zeiten so behandelt werden.
Also ich glaube, dass unsere Mitbewohner auch solche Beauftragte, wie der Vater, in unserer Hansestadt Buxtehude sind, denn sie versuchen ja auch, dass wir, Hase und Igel, nicht in Vergessenheit geraten.
Nach einer Weile kam die Zeremonienmeisterin zu uns. Sie bedankte sich höflich, nahm den Kris und Dirk bekam ihn an seinen Gürtel gesteckt. Trotz der Ehre waren wir erleichtert und froh, dass alles so gut geklappt hatte.
Und dann - dann war es endlich soweit! Die eigentliche Hochzeit begann.
Suratmining, unsere Prinzessin und Dirk, unser König, liefen stolz, wie es einem Brautpaar gebührt, zu dem Bogen aus Blättern. Hinter ihnen kamen Suratminings Eltern, ihr Bruder, unsere Gasteltern, viele Tanten und Onkel, Verwandte, Freunde, Bekannte und, und, und… Die Zeremonienmeisterin achtete genau darauf, wer wann und wo zu laufen und was jeder zu machen hatte. Die richtige Reihenfolge des Hochzeitszuges und allem Anderen ist traditionell. Seit vielen Jahrhunderten wird es überliefert und ist sehr wichtig für die Menschen dort. Nur einen solchen Besuch wie uns, hatte sie anscheinend noch nie gehabt. Frau Perias Bengantin wusste nämlich nicht so recht, wo sie uns einordnen sollte.

3Daher zeigte sie uns, den Ehrengästen aus der Hansestadt Buxtehude, einen Platz seitlich vom Torbogen, gleich neben dem Brautpaar; von dort aus würden wir so viel wie möglich mitbekommen. Aber das war im ersten Moment ein Fehler! Hase lief etwas vornweg und ich mit meinen kurzen, krummen Beinchen hinterher. Da schrie er plötzlich auf: „Ein Geist, ein Dämon, ein Zauberer…..“
Mit lauten, kräftigen Schlägen, wie von einer Pauke, trommelten seine Beine auf den Boden und dann rannte er, gefolgt von einer Staubwolke und den Blicken aller Anwesenden, davon. Keysha hatte das Schauspiel beobachtet und fand unseren zähneklappernden Hasen, mit den Ohren über den Augen, hinter einem Busch am Zaun. Hase und seine Ängste eben!
Da ich ein Stück hinter Langohr lief, hatte ich nicht gesehen, wer oder was ihn so erschreckt hatte. Ich drehte mich um. Da! Oh Schreck! 6 Ach herrjemineee! Eine wahrlich nicht - vertrauen - erweckende kunterbunte, schreckliche Gestalt tanzte auf dem Weg. Ich schielte zu Dirk empor – der Arme! Er schwitzte jetzt noch mehr als beim Ankleiden. Hatte er noch mehr Angst, als unser Hase? Er sah fast so aus
Keysha war Hase hinterher gelaufen und hatte ihn etwas beruhigt. Noch leicht zittrig und mit verdrehten Ohren kam er zurück aufs Podium und wir verfolgten zusammen das weitere Geschehen. Der Geist, Dämon oder wie er richtig heißt, der Ghatotkacha, führte mit seinem Tanz die Prozession, den Hochzeitszug, an. „Vor dem Geist müsst ihr keine Angst haben, er ist ein Guter, er ist ein Beschützer!“, flüsterte uns Dirk zu.

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Der Ghatotkacha hatte nun schon den Weg des Brautpaares bis hinauf zur Bühne beschützt. Alle Gäste verfolgten das Schauspiel mit tiefer Bewunderung und ein Hauch von Ehrfurcht lag in der Luft - seht selbst.

Während Suratminings Mama und Papa und stellvertretend für Dirks Eltern, Gitte und Rocco auf ihren Bänken Platz genommen hatten, nahte der nächste wichtige Teil der Zeremonie. Hase und ich rückten soweit es ging vor, um wirklich alles genau sehen und hören zu können.
Die Zeremonienmeisterin sagte Suratmining und Waskito, was zu tun wäre. Er übersetzte es Dirk, damit der keine Fehler machte, weil er die schwere indonesische Sprache noch nicht ganz verstand. 32Daraufhin knieten Suratmining und Dirk vor ihren Eltern nieder. Beide falteten ihre Hände wie zum Gebet und es folgte eine Verbeugung zu den Eltern. Vater und Mutter legten ihrerseits die Hände auf die Schulter des Brautpaares. Selbiges passierte noch einmal zwischen Gitte, Rocco und dem Brautpaar. Alle Gäste schienen zu verstehen, was dort geschah - wir verstanden nur Bahnhof. Was sollte dieses alles bedeuten? Uns wurde erklärt: ‚Die Gestik der Hände, also das bestimmte Bewegen und die Verbeugung vor den Eltern ist die Bitte, diese ‚alte Gemeinschaft‘, die bisherige Familie für einen neuen Lebensweg, für eine neue Familie verlassen zu dürfen.

 

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Das Auflegen der Hände der Eltern ist dann das ‚JA‘, zur Trennung von ihnen und die Zustimmung für diesen gemeinsamen, neuen Weg der Brautleute. Oder anders ausgedrückt, dass Brautpaar bittet um die Erlaubnis zur Hochzeit und die Eltern stimmen zu.‘
Nun war Hase wieder voll bei der Sache: „Waaas? JETZT wird erst gefragt, ob die Beiden heiraten dürfen?“ Das verstanden wir beide nicht, aber so ist die Tradition, eben, wie es schon gaaanz lange gemacht wurde
Nachdem nun alle der Hochzeit zugestimmt hatten, nahmen Suratmining und Dirk auf Ihrer Bank Platz. Sie sahen sichtlich erleichtert aus. Sie waren verheiratet.

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Nun waren die Gäste mit Ihren Gratulationen an der Reihe. Habt Ihr eine Ahnung wie lange es dauert bis 1.000 Gäste ihre Glückwünsche überbracht haben? Wir saßen daneben und fragten uns kopfschüttelnd, wie lange es noch dauern würde, wie viele Gratulanten noch kommen würden… 50a

Wir vertrieben uns die Zeit damit, alle genau anzusehen. Alle hatten ihre schönsten Kleider angezogen und sich hübsch gemacht. Diese fremden Kleider und Frisuren waren sehr interessant und schön anzusehen - bunte Stoffe mit tollen Mustern. Ich denke, hätte unsere Mitbewohnerin das alles gesehen, hätte sie uns bestimmt auch solche schicken Kleidungsstücke genäht.


Irgendwann hatten alle tausend Hände, die der neuvermählten Eheleute geschüttelt. Wir waren als Letzte dran - die Buxtehuder Schlingel Hase und Igel erklommen die Bühne. Suratmining und Dirk nahmen uns auf den Arm, freudig und erleichtert und bereit für ein gemeinsames Bild, sie genossen unseren Besuch sichtlich!

 

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Suratmining erklärte uns dann, was es mit dem Ghatotkacha auf sich hat. “Die Figur heißt ‚Ghatotkacha‘, wie ihr schon wisst. Sie ist hier so etwas wie ein Superheld und mit seinen Kräften ist er Einzigartig. Er schützt vor Unglück, Katastrophen und bösen Geistern. Dieses alles drückt er in einem besonderen Tanz, dem CUCUK LAMPAH, aus. Der Ghatotkacha tanzt auf dem Weg der Braut, der dadurch gereinigt und geschützt wird. Symbolisch, also im übertragenen Sinne, schützt er auch den Lebensweg des Paares. Diesen Tanz, den der Ghatotkacha aufführt, ist selbst in Indonesien auf Hochzeiten nur selten zu sehen – eben etwas ganz Besonderes!“
IMG_3263Die Hochzeitsfeier dauerte noch viele Stunden. Es wurde getanzt, geschlemmt, gelacht und gesungen. Irgendwann landeten wir in unserem Bettchen ohne zu wissen, wie spät es eigentlich war.
Als wir wieder erwachten, wussten wir zunächst nicht, welchen Tag und welche Tageszeit wir gerade hatten. Hase und ich hatten ganz fest geschlafen und von der Hochzeit einer Prinzessin mit ihrem Prinzen geträumt, von einem Zauberer und Dämon, der nur Gutes vollbringt und von Menschen, ganz vielen Menschen. „Guten Morgen, Ihr Schlingel. Aufstehen!“ Inge, Gitte, Dirk und Rocco standen vor unseren Betten. Hase stammelte etwas von Aspimöhrchen, die er in Buxtehude vergessen hatte und auch ich wurde nach der langen Nacht nur langsam munter. Ok – so ganz fit sahen die vier Großen auch noch nicht aus und ich fragte vorsichtig: „Hattet ihr auch diesen Traum mit einer traditionellen, wunderschönen, indonesischen Hochzeit???“ Alle lachten und ich war mir sicher, es war wirklich kein Traum…
Die restlichen Tage in Indonesien vergingen wie im Flug, im wahrsten Sinne des Wortes. Inges Verwandte und Freunde wohnten auf verschiedenen Inseln verteilt. Daher mussten wir wieder über die hohen Berge, Flüsse und Meere fliegen. Wir genossen es und besuchten viele Orte. Und egal wo wir hinkamen oder wen wir trafen - die Menschen waren überall herzlich, lieb und gut! Gern würden wir wieder dorthin und alle wiedersehen und die Inseln in einem neuen Abenteuer erkunden.
_A312636 AA097474Ach ja – da war doch noch etwas. Der Rückflug von Surabaya nach Frankfurt verlief ereignislos oder anders gesagt, wir brauchten Ruhe und verschliefen fast die ganze Zeit. Auf der Fahrt im Zug mit unseren Gasteltern, Rocco und Gitte wurden die Ereignisse noch einmal besprochen. Es war einfach zu viel – zu viel um es in Worte zu fassen.
Angekommen in unserer Hansestadt Buxtehude fragten unsere Mitbewohner sofort: „Na? Wie war es auf Eurem Abenteuer?“ Hase drehte komplett durch: „hasefantastimatisch, blitzimpressiv ,igelig, beängstigend, aufregend, investigativ…..“ Er fand noch viele Worte die eigentlich niemand verstand. Wir waren für die nächsten Tage verschwunden, sortierten unsere Eindrücke und schrieben sie auf. Ab und an schrie meine Frau: „Echt? Cool! Nein? Wirklich?“ gefolgt von einem „Psssssst!“ unsererseits. Und doch, wenn Ihr bis hier her gelesen habt, könnt Ihr unsere Emotionen sicher nachvollziehen. Wir durften dabei sein und sind sooo stolz und dankbar.
Ein klingeln aus dem Laptop - Ohh – eine neue Mail aus Spanien – ein neues Abenteuer?

Bildmaterial Copyright 2015: madle-fotowelt, Privatarchiv des Brautpaares (Inge Haryati und Dirk Funke), sowie Gitte Fenzl und Rocco Funke